Tendenzen in der Gesetzgebung Marc Aurels am Beispiel des Erb- und Familienrechts. Zum Kontext des Senatusconsultum Orfitianum

Abstract

Ob die Kindesangelegenheiten betreffende Gesetzgebung Marc Aurels primar mit seiner philosophischen Bildung in Verbindung zu bringen ist, mag dahingestellt bleiben. Zumindest kann festgehalten werden, dass Marc Aurel die Rechte von Kindern in besonderer Weise gestarkt hat. Auch wenn er letztlich in seiner Erbrechtsgesetzgebung dem generellen Trend der Antoninenzeit folgte, namlich das cognatische Prinzip gegenuber dem agnatischen zu starken und vor allem die patria potestas aufzuweichen, so ist er doch derjenige, der diesen Trend durch eine Reihe von gesetzgeberischen MaBnahmen noch einmal erheblich forciert hat, wie die vorliegenden Ausfuhrungen uber das bei Johannes Malalas uberlieferte Erbrechtsgesetz Marc Aurels, das in den Digesten erwahnte edictum de bonorum possessione liberis danda und das SC Orfitianum deutlich machen sollten. Obgleich letzteres als das bekannteste Gesetz Marc Aurels in Erbrechtsfragen gilt, stellt es nur eine logische Erganzung zu einer umfangreicheren gesetzlichen Regelung in Form des Edikts von 176 dar, mit welcher der Kaiser insgesamt Kindern den Zugriff auf das Erbe ihrer testamentslos verstorbenen Eltern zu erleichtern suchte.